Jung, engagiert, voller Ideen! Ein Interview mit Tim, Niclas und Konstantin

Jung, engagiert, voller Ideen - Was junge Menschen in und für die kommunale Politik bewegt

Was motiviert die Jugend, sich in einer Partei zu engagieren? Liegt doch das Durchschnittsalter der Bundestagsabgeordneten ungefähr bei 50 Jahren. Nur ein Drittel der unter 30-Jährigen findet Politik überhaupt interessant.
Tim Reichert, Niclas Cronenberg und Konstantin Weigand kommen aus Mechernich. Sie sind Anfang 20, engagieren sich ehrenamtlich in der Jungen Union und sind alle als „gebundene Vertreter“ für die kommende Kommunalwahl aufgestellt. Ein Interview.

 

Aus welchen Gründen seid Ihr in die Politik gegangen? Gibt es ein Schlüsselerlebnis?


Niclas Cronenberg: „Für mich tatsächlich ja: Als ich 13 Jahre alt war, hat meine Großmutter mir das „Tagebuch der Anne Frank“ gegeben. Ich habe es fast in einem Zug durchgelesen und bin bis heute nachhaltig erschüttert, was Menschen anderen Menschen antun können. Ich schaue heute genau hin, wenn ich merke, dass jemand ungerecht behandelt wird. In der Folge wurde ich zum Klassensprecher gewählt. Mich für meine Mitmenschen einsetzen zu können, ist für mich Antrieb und Motivation zugleich!“


Konstantin Weigand: „Es sind viele kleine Dinge aus meiner Erziehung, meiner Sozialisierung und meinem Empfinden. Zum Beispiel habe ich das Gefühl, dass ich zum Teil stark durch meinen Vater, einen pensionierten Lehrer, politisiert wurde, ohne dass er gezielt darauf hingearbeitet hat. Von klein auf haben wir einen gemeinsamen Ritus: Wir sehen oft zusammen die Tagesschau und diskutieren anschließend oder zum Teil schon währenddessen die Nachrichten. Immer mal wieder auch mit Dissens. Nach und nach ist das Gefühl in mir gewachsen, dass ich mich für die Gesellschaft einsetzen muss.“


Tim Reichert: „Mein erster nachvollziehbarer Kontakt mit „Politik“ war in der neunten Klasse im gleichnamigen Fach. Thema war Politik, Parteien und Jugendpartizipation. Das erste Fazit war ernüchternd, stellte man uns doch eine tolle Sache vor, bei der jedoch niemand mitzumachen schien. Dennoch habe ich mich mit den Parteien in unserer Region auseinandergesetzt und über deren Ziele, Programm, aber auch Jugendorganisation informiert. Bei der Jungen Union bin ich haften geblieben.“

 

Sind Eure Eltern politisch engagiert, ggfs. sogar in einer Partei organisiert?
Alle: Nein.

 

Wie ist das als junger Mensch in der Politik unterwegs zu sein? Werdet Ihr ernst genommen oder für Eure Ideen belächelt?


Niclas Cronenberg: „Ich werde definitiv ernst genommen! Dafür sorgen gerade die erfahrenen Parteikollegen. Etwa als stellvertretender sachkundiger Bürger der CDU im Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales. Man merkt aber auch bei Wahlkampfveranstaltungen, dass man gerne von den Bürgern in den Dialog genommen wird – gerade, wenn es um Themen aus der Region geht, bei denen wir viel aktiver Einfluss nehmen können. Hier finden wir in der Regel große Schnittmengen, bei denen ich erörtern kann, wie erfolgreich sich die CDU vor Ort engagiert.“


Konstantin Weigand: „Demographie, Bildung und Offenheit des Gegenübers sind bei dieser Frage wichtig. Seitdem ich in der Jungen Union bin, fühle mich ernster genommen und häufig gezielt um meine Meinung gefragt. Bei der Jungen Union kann sich jeder schon beim ersten Treffen einbringen und wird weder für seine Ideen abgestraft oder belächelt. Man trifft sich auf Augenhöhe und ohne Vorurteile und kann so auch kreativ weiterdenken. Für mich bis heute immer wieder wertvolle Momente!“


Tim Reichert: „Unsere Generation hat doch ein riesiges Glück. Wir müssen nicht zuerst 1.000 Plakate kleben und Zettel verteilen gehen, bevor wir uns verdient gemacht haben und das Recht zur Mitsprache erhalten. Vielmehr erlebe ich, dass wir als Junge Union, aber auch als Individuen immer wieder gehört und unsere Meinung respektiert wird. Insbesondere wenn wir auf Kreisebene Anträge einbringen und diese anschließend diskutiert und sogar bis zur Vorlage in die Ausschüsse gebracht werden. Wir sind in der Lage, etwas zu bewegen und Themen voranzutreiben, mitzugestalten!“

 

Was könnt „Ihr Jungen“ besser als ältere Politiker? Kann „Jung-Sein“ gar ein Wert an sich in der Politik sein?


Niclas Cronenberg: „Aus meiner Perspektive betrachtet steht Alter weder in die eine noch in die andere Richtung für Kompetenz. Wichtig sind vielmehr Haltung, Einstellung und Motivation. Quer durch alle Generationen kommt es auf eigenes Engagement an!“
Konstantin Weigand: „Ich weiß nicht, ob es darum geht, etwas besser zu können als andere. Vielleicht könnte man meinen, dass junge Politiker die junge (Wähler-)Generation gezielter und nachhaltiger erreichen. Erfahrung, Freude über Erfolge, Trübsinn durch Niederlagen und ein Füllhorn von Eindrücken spielen wichtige Rollen. Aus meiner Sicht brauchen wir eine gesunde Mischung aus „jung und alt“, man sollte niemanden nur auf sein Alter reduzieren.


Tim Reichert: „Keine leichte Frage. Wir als „junge Generation“ sind ja häufig deutlich nachhaltiger betroffen als die „ältere Generation“. Zum Beispiel, wenn in der Kommune darüber debattiert wird, ob man sich für einen ausgeglichenen Haushalt einsetzen soll oder nicht. Auswirkungen gibt es oft erst Jahre, wenn nicht Jahrzehnte später. Bestimmt haben wir noch weniger Vorurteile und denken auch nicht nur um den eigenen Kirchturm herum. All dies macht uns flexibler und agiler im Denken und Handeln. So lange das so ist, sollten die „Erfahrenen“ uns diesen Wert zugestehen.

 

Konstantin, für Dich ist die kommende Legislaturperiode der Einstieg in das aktive Mitmachen auf kommunaler Ebene. Niclas und Tim hingegen sind schon länger als stellvertretende sachkundige Bürger in politische Ausschüsse eingebunden. Tim bekleidet darüber hinaus drei wichtige Ämter und Funktionen: Vorsitzender der Jungen Union Mechernich, Stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union des Kreises Euskirchen und Mitgliederbeauftragter des CDU Stadtverbandes Mechernich. Welche Aufgaben rauben Dir in Deinem politischen Alltag am meisten Zeit?


Tim Reichert: „Neben den Vorbereitungen für die Ausschusssitzungen, die ich meistens mit viel Lese- und Recherchearbeiten zubringe, muss ich einiges an organisatorischem Aufwand bewältigen. Sitzungen planen, organisieren und durchführen. Menschen versammeln, erinnern, begeistern und motivieren. Dokumente verwalten und unzählige kleinteilige Themen und Prozesse dokumentieren. Vergleichen mit der Aktivität von Vorstandmitgliedern aus Sport- oder Schützenvereinen sind es die gleichen Themen, die mir Zeit rauben. Aber: Am Ende wird man immer wieder belohnt! Sei es durch einen spannenden und wertschätzenden Austausch, eine hitzige Diskussion an deren Ende Konsens steht, oder wenn man merkt, dass man mit seinem Engagement was bewegen kann!“

 

Wie kann man den Weg in die Junge Union beziehungsweise in die Politik finden?


Tim Reichert: „Am besten vertrauensvoll seinen Ortvorsteher als Vertrauten, Verbindungsmann und Mitstreiter ansprechen oder jemand, den man gut kennt und der bereits „dabei“ ist. Zu den Treffen der Jungen Union sind jedes Mädchen und jeder Junge ab 14 Jahren herzlich eingeladen. Keine Angst, wir „beißen nicht“! Zum Schluss noch eine ergänzende Info: Jeder mit Interesse an der CDU und deren Themen kann zur Bürgersprechstunde kommen und sich dort informieren oder mitdiskutieren.

 

Was sind Eure ganz persönlichen politischen Ziele?


Konstantin Weigand: „Mein persönliches Thema und Ziel ist eine bessere Internetanbindung für unsere Region. Glasfasernetz und Mobilfunknetz müssen flächendeckend funktionieren. Auch der ÖPNV geht mir nahe. Als Pendler, der täglich nach Köln fährt, bin ich wie viele hundert andere Satzveyer auf ein funktionierendes Netz mit ausreichend Haltepunkten angewiesen.


Niclas Cronenberg: „Eine Erwartungshaltung oder Ambitionen auf ein Amt habe ich keine. Ich möchte aber gezielt in Richtung „Digitalisierung“ blicken. Nehmen wir zum Beispiel die „Gaming-Industrie“, die weltweit enorm wächst. Mittlerweile sind E-Sports auch wegen der Corona-Pandemie im deutschen Fußball angekommen. Deutschland, NRW und unsere Kommune dürfen den Anschluss nicht versäumen. Neben dem Ausbau der Infrastruktur fehlt bei uns der passende Unterricht in den Schulen: Die Heranführung an digitale Medien und Kompetenzen müsste meiner Ansicht nach viel früher, schon in der Grundschule beginnen. Öffentliche Fördermittel sind einerseits zu wenig verfügbar und andererseits werden sie viel zu wenig abgerufen.“


Tim Reichert: „Offen gesagt bin ich in erster Linie nicht CDU-Mann, sondern möchte vorrangig als Vertreter meiner Region, meiner Generation gesehen werden. Dementsprechend bin ich themenorientiert. Dazu gehören die medizinische Versorgung im Kreis Euskirchen, Ausbau und Attraktivitätssteigerung des ÖPNV in der Region, Ausbau und Vorantreiben der Digitalisierung, Ausbau der Nahversorgung, Steigerung der Attraktivität der Innenstädte.“

 

Studium, Ausbildung, Familienplanung – viele junge Menschen haben andere Dinge als Politik im Kopf. Wie schafft man es Eurer Meinung nach, Altersgenossen für eine stärkere Teilhabe zu begeistern?


Tim Reichert: „Transparenz des Engagements“: Ich gehe zum Beispiel vor Ausschusssitzungen, an denen ich teilnehme, hin und informiere unter anderem über Facebook, was im öffentlichen Teil diskutiert werden wird und frage nach Meinungen, Anregungen. Es gibt für mich nichts Schlimmeres, als wenn Ausschussmitglieder sich rühmen, einen Wissensvorsprung vor anderen zu haben. Ich versuche auf diese Art meine Altersgenossen mitzunehmen, zu informieren und zu motivieren, sich selbst einzubringen. Immer wieder mit Erfolg!


Konstantin Weigand: „Menschen politisieren“– das soll heißen: Fragen stellen, Hypothesen aufstellen, Meinungen und Entscheidungen diskutieren. So verstehen andere, dass viele Themen sie ganz persönlich betreffen und dass es wichtig ist, sich eine Meinung zu bilden. Nicht formal oder formell, sondern auf Augenhöhe – und das fängt schon im Privaten an.“


Niclas Cronenberg: „Ich setze da voll und ganz auf digitale Medien und soziale Netzwerke. Einerseits sind dies schnelle Kommunikationsinstrumente, andererseits aber auch Plattformen für Diskussionsrunden. Hierzu gehört dann auch das Bewusstsein, dass man angreifbarer wird, da das Internet bekanntlich nichts vergisst.“

 

Junge Menschen heute sind weltweit vernetzt, viel gereist oder absolvieren Praktika im Ausland. Interessieren sie sich eigentlich überhaupt noch dafür, was vor der eigenen Haustür – also im Kreis Euskirchen – Mechernich – passiert?


Niclas Cronenberg: „Ich kann da nur für mich sprechen: Ich habe in Australien gelebt, in England studiert und bin darüber hinaus auch sonst schon viel rumgekommen. Trotzdem oder gerade deswegen ist mein Interesse an meiner Heimat nicht gesunken, im Gegenteil! Ich bin hier verwurzelt, hier gehöre ich hin. Heimat und Zugehörigkeit sind in meinem Leben wichtige Aspekte, und deswegen interessiere ich mich besonders dafür, was hier passiert. Denn ich möchte auch in Zukunft hier in Mechernich meine Heimat wissen.


Konstantin Weigand: „Ich studiere zwar in Köln, wohne aber nach wie vor in Satzvey. Selbstverständlich interessiere ich mich dafür, was vor meiner Haustüre geschieht. Aus Gesprächen mit Kommilitonen und Freunden schließe ich, dass es ihnen ähnlich ergeht. Besonders Themen mit öffentlichem Interesse wie die Bleibelastung im Stadtgebiet, der Tagebau rund um Satzvey, Lessenich und Antweiler oder die mögliche Streichung von Regionalexpress-Haltepunkten auf der Eifelstrecke lassen mich hellhörig werden.“


Tim Reichert: „Ich sehe hier keinen Widerspruch. Auch wenn ich nicht soviel rungekommen bin wie Niclas, habe ich das ein oder andere Mal Fernweh. Gerade wenn man an besonders schöne Urlaube im Ausland zurückdenkt. Nichtsdestotrotz begeistert mich unsere Region immer wieder aufs Neue und bestärkt mein Interesse.“

 

Was verbindet Ihr mit Mechernich, was macht es aus Eurer Sicht besonders?


Niclas Cronenberg: „Mechernich ist aus meiner Sicht eine unglaublich traditionsreiche Stadt, die sehr viel zu bieten hat. Darüber hinaus ist es meine Heimat, auf die stolz bin! Vom Bergarbeiterdorf zu einem ernst zu nehmenden Wirtschaftsstandort befindet sich Mechernich im stetigen Wandel. Und dieser wird dank der nachhaltigen politischen Entscheidungen sehr erfolgreich vollzogen. Daneben findet man hinter jeder Ecke Naherholung pur und starkes soziales Engagement. Wenn ich fertig bin mit meinem Studium, steht für mich fest: ich bleibe in Mechernich!“


Konstantin Weigand: „Was mich definitiv mit Satzvey beziehungsweise Mechernich verbindet, ist die über die kommunalen Grenzen hinaus bekannte Burg Satzvey. Das ist mein ganz persönliches Stück Heimat – mit allem, was dazu gehört: Einerseits die mittelalterliche Romantik dieser toll erhaltenen Wasserburg und andererseits verstopfte Straßen, laute Musik und tausende Menschen in meinem Ort. Aber genau das prägt und charakterisiert einen wesentlichen Teil von Mechernich. Ohne die vielen Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten und den damit verbundenen Tourismus wäre es meiner Meinung nach nicht Mechernich!“


Tim Reichert: „Ich bin in Eiserfey aufgewachsen und groß geworden, dann nach Kallmuth gezogen, um heute in Floisdorf zu wohnen und zu leben. Egal wo beziehungsweise in welchem Dorf ich bislang Station gemacht habe: Überall gab es tolle Gemeinschaften, viele Aktivitäten und Feste und irre viel soziales und gesellschaftliches Engagement. Von den Aktivitäten der Feuerwehren, Sport-, Schützen- und Karnevalsvereine bis hin zu den kirchlichen Institutionen, alle waren für mich geprägt von Menschen mit Einsatz, Herzblut und Engagement. Das ist es, was Mechernich aus meiner Sicht ausmacht: Die Menschen!“

 

Stellt Euch vor, Ihr habt einen Tag frei und Ihr seid in und um Mechernich unterwegs. Was macht Ihr, wo trifft man Euch?


Niclas Cronenberg: „Mich trifft man im LVR Freilichtmuseum in Kommern. Mit meiner Freundin an der Hand schlendere ich durch das weitläufige Gelände und erfreue mich an den alten Häusern und dem riesigen Pfund „Geschichte“ direkt vor der Haustüre. Durch mein Studium in England hatte ich auch schon das ein oder andere Mal die Ehre, dass ich diesen besonderen Ort Gästen präsentieren durfte.“

Konstantin Weigand: „Beim Wandern durch die Schavener Heide! Mit diesem Ort verbinde ich viele Erinnerungen aus meiner Kindheit. Früher haben wir als Kinder häufig unsere Tage damit zugebracht, die alten Panzer nach verlorenen Schätzen zu durchstöbern. Bis heute gehe ich gerne hier spazieren und erfreue mich an diesem wunderbaren Naturschutzgebiet.“

Tim Reichert: „In den Wäldern, Wegen, Wiesen rund um und in der Kakushöhle. Seit meiner Kindheit fühle ich mich mit diesem Ort eng verbunden. Bis heute entdecke ich immer noch neue Facetten und Ecken, die ich nicht kenne.“


Tim, Konstantin und Niclas – drei junge ambitionierte Menschen mit Ideen, Mut und voll von Themen und Tatendrang. Vielen Dank, dass ihr uns einen Blick auf die Generation von Morgen ermöglicht habt. Da ist viel Potenzial verbunden mit dem Wunsch, dass ihr Euch und Euren Zielen treu bleibt!

 

von Marco Kaudel